Dortmunder Experte über Nutzen neuer Impfstoffe bei neuen Varianten

Das Corona-Virus mutiert immer weiter. Frage an den Dortmunder Immunologie-Professor Carsten Watzl: Wie viel Sinn macht ein Impfstoff, der auf überholte Virusvarianten abzielt?

© Radio 91.2 | Malte Harzem

Neue Daten von Moderna

Der US-Pharmakonzern Moderna hat neue Daten für einen angepassten Omikron-Impfstoff vorgelegt. Daten von BioNTech werden zeitnah erwartet. Unterdessen verbreitet sich aber die Corona-Untervariante BA.5 in Portugal rasant. Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl sagt dazu:

„Die Daten von Moderna zeigen, dass Personen, die die vierte Impfung mit dem bivalenten Impfstoff bekommen haben, mehr neutralisierende Antikörper gegen Omikron im Blut haben als Personen, die die vierte Impfung mit dem herkömmlichen Impfstoff bekommen haben. Aus diesen Daten kann man schließen, dass damit auch der Schutz gegenüber Omikron durch den bivalenten Impfstoff besser sein wird. Aus den Antikörperdaten kann man aber nicht ableiten, wie hoch die Effektivität beim Schutz gegenüber Infektion oder der schweren Erkrankung sein wird. Dazu brauchen wir wieder Daten aus der breiten Anwendung dieser Impfstoffe."

"Ein angepasster Impfstoff macht noch viel Sinn!"

„Natürlich ist das Virus mal wieder schneller als die Impfstoffentwicklung. Aber der Unterschied zwischen BA.1 und BA.5 ist deutlich kleiner als der Unterschied zwischen dem Originalimpfstoff und BA.5."

Daher mache auch ein an BA.1 angepasster Impfstoff noch viel Sinn, sagt der Dortmunder Immunologe Prof. Carsten Watzl. Der Impfstoff stimuliere gerade die Immunzellen, die sowohl die Ursprungsvarianten als auch Omikron erkennen können. Daher werde die Immunität unabhängiger von Varianten. Auch vor zukünftigen Varianten könnte eine neue Impfung Schutz bieten, sagt er.

Braucht es gegen Corona eine vierte Booster-Impfung im Herbst?

Bei immun-gesunden Menschen unter 60 gebe es aktuell keinen Anlass für eine vierte Impfung. Zu dieser Einschätzung kommt der Dortmunder Immunologe. Diese Personen hätten nämlich immer noch einen sehr guten Schutz vor einer schweren Erkrankung. Er geht davon aus, dass sie früher oder später Corona bekommen. Das führt dann aber, so Watzl, zur sogenannten hybriden Immunität. Eine solche Kombination aus Impfung und Infektion biete langfristig den besten Schutz vor Corona. Dadurch wäre man wieder sehr gut aufgefrischt. So könnte es die nächsten Jahre weitergehen. Risikogruppen sollten aber ihre Immunität im Herbst mit einem angepassten Impfstoff verbessern, um ohne Infektion oder schweren Verlauf durch den Winter kommen.


Über Carsten Watzl

Carsten Watzl ist Leiter des Forschungsbereichs Immunologie und wissenschaftlicher Direktor, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI).

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