Katrin Lögering, Die Grünen

Im Wahlkreis Dortmund 2 tritt Katrin Lögering für die Grünen an.

© Achilles

Warum sind Sie in der Politik?

Es allen, die nach mir folgen, leichter zu machen, treibt mich an, echte, praxistaugliche politische Antworten zu finden. Über eigene Erfahrungen und mein Engagement für andere Menschen in ähnlichen Lebenslagen wurde ich politisiert.

Meine Bildungsbiographie ist voller Hürden. Meine Eltern konnten mich auf meinem Weg finanziell nie unterstützen. Auch der Start in eine akademische Ausbildung ist schwer, wenn am Mittagstisch nicht über das politische Weltgeschehen debattiert wurde - stets herrscht das Gefühl, Wissensvorsprünge aufholen zu müssen, auszugleichen oder an entscheidenden Stellen lieber zu schweigen. Der Allseits versprochene Bildungsaufstieg ist mühselig, wenn bei vielen Fragen niemand in der Familie weiterhelfen kann. Das ist er übrigens für alle Beteiligten: Für die Eltern, die das Kind nicht unterstützen können und für das Kind, das trotz Fleiß und Engagement immer wieder an Grenzen stößt.

Mein zweites politisches Herzensthema ist echter, konsequenter Klimaschutz. Denn die Kluft zwischen Eingriffstiefe und Erkenntnistiefe in Bezug auf den Klimawandel wird größer. Seit Jahren werden von Wissenschaftler*innen im IPCC Warnungen ausgesprochen und über die Zeit immer weiter verschärft – erst jüngst korrigierten die Wissenschaftler*innen die kritische Marke des 1,5-Grad-Ziels ohne Kurskorrektur auf 2030. Dies sollte zu politischem Handlungsdrang und konkreten Konzepten führen.

Im politischen Kontext werden die Erkenntnisse jedoch zur Option degradiert und Ausreden vorgeschoben, warum doch lieber alles bleiben soll, wie es ist, warum die Gesellschaft noch nicht so weit ist oder dass das Warten auf neue Technologien die richtige Lösung sei, während immer weiter Treibhausgase in die Luft gepustet werden.

Daran beteiligen sich all diejenigen, die ausgerechnet dann ihre Leidenschaft für eine falsch interpretierte Sozialpolitik entdecken, wenn es um konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz geht. Die Verantwortung auf die*den Einzelne*n abzuschieben ist im übrigen nicht zielführend, denn es gibt kein nachhaltiges Leben in einer nicht-nachhaltigen Welt.

Wo trifft man Sie in Dortmund?

Auf engen Radwegen, in vollen Zügen oder mit meinem Hund und meinem Lebenskomplizen in der Außengastro am Dortmunder Hafen

Wie schalten Sie ab von der Politik?

Heavy Metal, Punk und Rockmusik – Hauptsache laut.immer etwas zu v

Mit wem würden Sie gerne einmal die Rolle tauschen? Und sei es nur für einen Tag.

Mit meiner Katze – mit 180 km/h gegen eine Wand rennen, sich kurz schütteln und dann sehr elegant einen anderen Weg durch die Wand suchen – das ist ein Umgang mit Fehlern von dem ich gern mehr hätte (ich weiß allerdings nicht, ob diese Katze repräsentativ für die Katzenwelt ist =)

Mit welchen drei Adjektiven würden Sie sich beschreiben?

fröhlich, engagiert, zielstrebig

Ein Leben ohne Politik...

… käme für mich nur in Frage, wenn die Menschheit sich auf dem 1,5-Grad-Pfad bewegt und Herkunft, Geschlecht, Aussehen oder Hautfarbe nicht mehr über Bildungserfolg entscheiden. Und selbst dann – es gibt immer etwas zu verbessern.

Welche drei Themen liegen Ihnen ganz persönlich am Herzen?

Bildungs-, Chancen und Klimagerechtigkeit

Was können Sie aus Düsseldorf für die Menschen in Dortmund unmittelbar erreichen?

Alle drei Themen sind für Dortmund von elementarer Bedeutung.

In Bezug auf kommunalen Klimaschutz ist es wichtig, die Maßnahmen-, Ziel- und Handlungsebene endlich konsequent zusammenzubringen. Die vielen kommunalen Klimaschutzziele müssen mit mehr personellen und finanziellen Ressourcen und auch mehr rechtlichen kompetenten endlich in die Umsetzung gehen. Denn letztendlich sind es Kommunen wie Dortmund, die zum Erfolg der Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele maßgeblich beitragen müssen. Es bedarf auch einer besseren Vernetzung der verschiedenen Handlungseinheiten, um voneinander zu profitieren. Dazu müssen wir Ressourcen bündeln und in einer Handlungseinheit auf Landesebene zusammenbringen.

Zudem kann das Land Dortmund folgendermaßen unterstützen:

  • Kommunaler Klimaschutz- hier braucht es rechtliche Kompetenzen und finanzielle und personelle Ressourcen
  • Die Betreuungsrelation an Schulen: Wir brauchen mehr Lehrkräfte und dafür eine andere Politik, die die Arbeit der Lehrkräfte mehr wertschätzt
  • Die gelungene Ausgestaltung von offenem und gebundenem Ganztag
  • Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
  • Digitalisierung in der Schulpraxis

Wie kann es in diesem Land zu mehr Bildungsgerechtigkeit kommen?

In der Bildungspolitik möchte ich für geringe finanzielle Belastungen für Familien oder bei solidarfinanzierten Ticketsystemen wie dem Semesterticket sorgen. Zudem benötigen wir mehr Lehrkräfte vor allem im Grundschulbereich, was durch bessere Arbeitsbedingungen und gleiche Bezahlung gelingen kann. Um qualitativ hochwertige Ganztagsangebote anbieten zu können, benötigen wir mehr Förderung für die vielen guten Ideen und Initiativen auf kommunaler Ebene, um unterschiedliche Angebote der Musik-, Kunst oder Sportvereine in den Quartieren in die Schulen zu integrieren. Um den verschiedenen individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht zu werden, investieren wir in die Schulsozialarbeit und individuelle Beratungsangebote, vor allem auch im Bereich psychische Gesundheit. Um unsere Schulen digitaler zu machen benötigen wir mehr als Endgeräte und WLAN, auch wenn das schonmal ein guter Anfang wäre: Wir brauchen Lehr- und Lernplattformen und hybride Unterrichtsmodelle für offeneren, lernendenzentrierteren Unterricht.

Welches sind die größten Probleme in Ihrem Wahlkreis?

Im Wahlkreis Dortmund II liegt die Nordstadt. Ich lebe dort selbst seit vielen Jahren. Hier sind viele Menschen täglich von Rassismus und Diskriminierung betroffen. Dem müssen wir gesellschaftlich, kulturell und politisch begegnen. Dieser junge und kinderreiche Stadtteil hat zudem immense Verkehrsprobleme. Die Radverkehrsinfrastruktur ist gefährlich und unzureichend, der ÖPNV weist zu wenige bequeme Querverbindungen auf, es gibt viele Mehrspurige Straßen und zu wenige Plätze mit grüner und blauer Infrastruktur und somit hoher Aufenthaltsqualität sowie Platz zum Spielen für Kinder. Hier bedarf es anderer Fördermittelpriorisierung und der Umwidmung von Planstellen für Verkehrswendeprojekte.

Auch städtebaulich ist es wichtig, die Bauprojekte nicht so zu gestalten, dass Menschen die hier leben durch stark wachsende Mieten vertrieben werden - gastronomische Angebote müssen für die Menschen im Quartier bezahlbar sein.

In Bezug auf die Chancengerechtigkeit müssen wir unsere Ganztagsangebote qualitativ verbessern und mehr dafür tun, die Familien mit unseren Beratungsangeboten in Schulkontexten auch zu erreichen.

Mehr Infos auf www.gruene-dortmund.de/

Weitere Infos zur NRW-Landtagswahl

Mehr über die Landtagswahl, Interviews und Kandidaten-Checks der Dortmunder Kandidaten findet ihr hier.

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