Mouhamed-Prozess in Dortmund: Schütze drückt Mitgefühl aus

Im Prozess um den Tod von Mouhamed Dramé bei einem Polizeieinsatz in der Nordstadt hat der angeklagte Schütze ausgesagt. Der 30-jährige Polizist sprach der Familie des Jugendlichen sein Mitgefühl aus. Er ist aber weiterhin der festen Überzeugung, dass er in Notwehr gehandelt hat.



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Dortmund: Schütze beharrt, aus Notwehr gehandelt zu haben

Der Polizeibeamte, der die tödlichen Schüsse auf den 16-jährigen Mouhamed abgegeben hatte, hat heute vor dem Landgericht Dortmund ausgesagt. Er schilderte, dass sich Mouhamed aufrichtete, nachdem er mit Pfefferspray besprüht worden war. Dann sei er mit einem Messer in der Hand schnell in Richtung der Polizisten gelaufen. Diese Situation habe er als lebensbedrohlich empfunden. Er habe sich und seine Kollegen schützen müssen, so der Angeklagte. Aus seiner Sicht ging alles so schnell, dass keine Zeit für einen Warnschuss blieb. Der Polizeibeamte ist seit September 2022 vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Totschlag vor.

Angeklagter drückt Bedauern vor dem Landgericht Dortmund aus

Nach seiner über Aussage und Befragung vor dem Landgericht Dortmund richtete sich der 30-jährige Polizeibeamte direkt an die als Nebenkläger anwesenden Brüder des Opfers: "Ich spreche der Familie mein Mitgefühl aus. Ich bin für den Tod verantwortlich. Es trifft mich sehr und macht mich traurig. Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Familienmitglied zu verlieren", sagte der Beamte. Er erwarte nicht, dass die Familie ihm verzeihe. Er habe das Gesicht des Jungen jeden Tag vor Augen. Bei seiner Berufswahl habe er immer gehofft, dass er nie in so eine Situation komme, sagte der Polizist. Der Anwalt der Nebenkläger, Thomas Feltes, begrüßte die Erklärung des Angeklagten. Darauf habe die Familie gewartet.

Dortmund: Vier weitere Polizisten angeklagt

Angeklagt sind neben dem Schützen außerdem der 55-jährige Einsatzleiter, zwei Polizistinnen (29 und 34 Jahre) und ein weiterer Polizist (34). Während Letzteren gefährliche Körperverletzung im Amt durch den ungerechtfertigten Einsatz von Pfefferspray und Tasern vorgeworfen wird, legt die Staatsanwaltschaft dem Vorgesetzten Anstiftung dazu zur Last. Der Prozess gegen die fünf Polizistinnen und Polizisten läuft seit Ende Dezember 2023.

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