Polizei: Kontrollnacht in Partyzonen - Messer im Visier
Veröffentlicht: Sonntag, 11.06.2023 11:24
Immer wieder schrecken in NRW Gewalttaten auf, bei denen Messer eingesetzt wurden. Die Polizei hat in der Nacht auf Sonntag (11.06.) eine landesweite Kontrollnacht gestartet, und das auch in Dortmund.
Kontrollnacht in Partyzonen - auch in Dortmund
Die Polizei hat im Kampf gegen Gewaltkriminalität in einer landesweiten Kontrollnacht in NRW rund 4740 Personen kontrolliert. Der Einsatz auf den Partymeilen mehrerer Großstädte richtete sich vor allem gegen Messergewalt. Beamte der Polizei von Nordrhein-Westfalen und der Bundespolizei sowie Mitarbeitende der Ordnungsdienste stellten zahlreiche Waffen sicher, besonders häufig Messer. Innenminister Herbert Reul, der sich in Dortmund, Düsseldorf und Köln ein Blick von den Aktionen machte, betonte am Sonntag in einer Bilanz:
«Messer gehören in die Küche, nicht auf die Partymeile.»
Der CDU-Politiker sagte: «Das, was die Polizei allein in der vergangenen Nacht eingesammelt hat, ist ein Beweis dafür, dass es da was zu tun gibt.» Es seien zu viele schlimme Vorfälle an den Wochenenden auf den bekannten Feierzonen zu beklagen. «Deshalb zeigt unsere Polizei mit dieser ersten Kontrollnacht gegen Messergewalt deutlich die Grenzen des Erlaubten auf.» Es sei nicht nachvollziehbar, «warum Menschen bewaffnet zur Party gehen oder sich mit dem Messer in der Hosentasche mit Freunden treffen.»
Nachtleben: Polizei stellt 46 Messer in NRW sicher
Insgesamt wurden bei der Aktion 46 Messer sichergestellt sowie weitere 14 verbotene Waffen und Gegenstände wie Schlagstöcke oder Softairpistolen. In 73 Fällen stellten Polizeibeamte laut Innenministerium eine Strafanzeige und in 123 Fällen eine Ordnungswidrigkeitenanzeige. Zudem nahmen die Beamten bei den Maßnahmen in sechs Städten in 15 Fällen Menschen vorläufig fest. Bei den Kontrollen in Dortmund demnach zwei Haftbefehle vollstreckt werden. Sechs Menschen wurden in Gewahrsam genommen und 179 Personen erhielten einen Platzverweis.
Polizei-Einsatz am Hauptbahnhof Dortmund
Eine Aktion mit rund 200 Kräften lief in Dortmund im Hauptbahnhof an oder auch in Düsseldorf, wo rund 250 Beamte laut NRW-Innenministerium unter anderem in der gesamten Altstadt und an der Rheinuferpromenade kontrollierten. In Köln waren mehr als 300 Beamte im Einsatz, die auf den Ringen und am Aachener Weiher in der Innenstadt kontrollierten.
Zudem gab es Aktionen in Münster, Bonn und Aachen. Zum Teil handele es sich bei den Einsatzorten um Waffenverbotszonen - so in Düsseldorf und Köln. In Dortmund richtete die Bundespolizei im Hauptbahnhof eine temporäre Waffenverbotszone ein. Insgesamt mehr als 1.000 und Beamten waren nach Behördenangaben an den nächtlichen Maßnahmen beteiligt.
Polizei Dortmund mit Kontrollen in der Innenstadt
Die Polizei Dortmund hat an dem landesweiten Schwerpunkteinsatz zur Bekämpfung der Gewaltkriminalität teilgenommen. Bei den Kontrollen in Ausgeh- und Feiermeilen in Dortmund wurde die Polizei durch Einsatzkräfte der Stadt Dortmund unterstützt. Am Hauptbahnhof führte die Bundespolizei selbständige Kontrollen durch. Eine Bilanz werde nach Angaben der Polizei Dortmund gesondert veröffentlicht.
In Dortmund haben die Polizisten insbesondere den Bereich innerhalb des Walls kontrolliert, ab den frühen Abendstunden in Dortmund insgesamt 691 Personen und 167 Autos. Sichergestellt haben sie dabei drei Messer, zwei Pfeffersprays und eine Axt. Im Rahmen einer "präventiven Gewinnabschöpfung" hat die Polizei über 2.500 Euro sichergestellt. Die Polizei hat nach eigenen Angaben den Verdacht, dass dieses Geld aus Straftaten stammt. Dabei gehe es einem Tweet der Polizei Dortmund zufolge insbesondere um die Stückelung und die Aussagen der kontrollierten Personen.
Ganz schön viel Geld für eine „Partynacht“ in #Dortmund ? plausible Antworten gab es nicht also schläft das Geld bei uns! Präventive Gewinnabschöpfung! #kontrollnacht pic.twitter.com/1jvf6mxaYt
— Polizei NRW DO (@polizei_nrw_do) June 10, 2023
Zu der Sicherstellung des Bargelds erläutert die Polizei, dass sie wegen der vorliegenden Tatsachen (Auffindeort, Stückelung des Geldes und Verhalten der Personen) hier davon ausgehen mussten, dass die Personen bei denen sie das Geld aufgefunden haben, dieses möglicherweise durch Straftaten z. B. dem Handel mit Betäubungsmitteln erlangt hätten. Weiterhin bestehe die gegenwärtige Gefahr, dass das Geld dann auch wieder zu kriminellen Zwecken genutzt werde. Als Beispiel nennt die Polizei, dass durch den Handel mit den Betäubungsmitteln immer auch eine gegenwärtige Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Personen bestehen würden, die die Drogen dann konsumieren. Aus diesem Grund sei das Geld zur Gefahrenabwehr gemäß 43 PolG NRW sichergestellt worden. Der Berechtigte kann einen Antrag auf Herausgabe des Geldes stellen, der dann geprüft wird.
Drogen an Kiosk in Dortmund verkauft
Außerdem hat die Polizei Dortmund beobachten konnten, wie aus einem Kiosk Drogen verkauft wurden. Mit einem Durchsuchungsbeschluss für die Privaträume des Inhabers haben die Beamten weitere Drogen sowie eine Schreckschuss-Waffe gefunden.
Am heißesten Tag des Jahres war die Innenstadt aber nicht so gut besucht wie bei vergleichbaren Wochenenden im Sommer. Dem Portal Hystreet zufolge, waren es am Westenhellweg pro Stunde mehrere hundert Passanten. Das Portal misst die Passantenfrequenz in Innenstädten rund um die Uhr und hat auch auf dem Westenhellweg festinstallierte Laser-Messgeräte. Weitere Kontrollen sind offenbar fest in Planung.
Mehr Messerangriffe in Nordrhein-Westfalen
Messergewalt werde zunehmend zum Problem - nach Einschätzung des Ministeriums oft dort, wo viele Menschen auch in Abendstunden zusammenkommen und Alkohol trinken. Zuletzt habe es mehrere tragische Vorfälle gegeben. Am Feiertagswochenende vom 28. April bis 1. Mai 2023 sei es in acht NRW-Städten zu Angriffen mit Messern gekommen, in Leverkusen kam ein 35-Jähriger ums Leben. Im Jahr 2022 hatte die Polizei in NRW insgesamt fast 5100 Fälle mit dem «Tatmittel Stichwaffe» erfasst, darunter war in knapp 4200 Vorfällen ein Messer im Spiel.
Im Westdeutschen Rundfunk sagte Reul, ein Messerverbot in Bussen und Bahn sei von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vorgeschlagen worden - und grundsätzlich eine gute Idee. Es gehe aber darum, ob ein solches Verbot auch umsetzbar sei. «Verbotszonen machen nur Sinn, wenn sie auch kontrolliert werden», unterstrich Reul. Es stelle «eine gigantische Aufgabe» dar, wenn man alle Busse und Bahnen kontrollieren wolle. Man werde demnächst in der Innenministerkonferenz «in Ruhe» darüber reden.
Mit Elementen des dpa-Landesdienstes NRW (Düsseldorf) (dpa/lnw)