Safer Internet Day: So sollen Kinder im Internet besser geschützt werden
Veröffentlicht: Dienstag, 06.02.2024 11:49
Pornos werden von Kindern immer häufiger schon vor dem 14. Lebensjahr geschaut. Doch meist ungewollt. Clips und Bilder wirken oft verstörend. Das soll sich in Zukunft ändern.
Kinder sehen Pornos. Die meisten von ihnen bereits, bevor sie 14 Jahre alt sind (62 %). Der Erstkontakt mit solchen Inhalten erfolgt bei mehr als zwei Drittel (68 %) der Kinder ungewollt - zum Beispiel im Klassenchat oder beim Scrollen in sozialen Netzwerken. Die Inhalte entsprechender Clips und Bilder wirken als erste Annäherung an das Thema Sexualität häufig verstörend und sind für viele nur schwer einzuordnen. Die Landesanstalt für Medien NRW setzt sich daher für eine konsequente Rechtsdurchsetzung im Internet ein, damit Kinder besser vor diesen jugendgefährdenden Inhalten geschützt werden.
Eltern meist zu gutgläubig
Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass Eltern frühzeitig mit ihren Kindern über Pornografie sprechen, auch wenn es sich dabei um ein schambehaftetes Thema handelt. Das Problem: Mehr als die Hälfte der Eltern glaubt nicht, dass ihre Kinder mit pornografischen Inhalten in Kontakt kommen. Das geht aus einer repräsentativen forsa-Befragung hervor, die die EU-Initiative klicksafe anlässlich des Safer Internet Day 2024 in Auftrag gegeben hat. Wieso der "Pornotalk" trotzdem wichtig ist, war Thema beim Elternabend der Landesanstalt für Medien NRW am 5. Februar zum diesjährigen "Safer Internet Day". Rund 100 Eltern nahmen an der Veranstaltung unter dem Motto "Let's talk about Porno" teil.
Safer Internet Day: Interview mit Direktor der Landesanstalt für Medien
"Kinder und Jugendliche müssen vor schädlichen oder unzulässigen Inhalten im Internet geschützt werden. Die Landesmedienanstalten müssen effektiv gegen Anbieter vorgehen können, die gegen die Bestimmungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags verstoßen", so Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. "Noch sind jugendgefährdende Inhalte durch zwei Klicks im Internet zu erreichen. Es ist keine gute Idee, sich der Hoffnung hinzugeben, dass das eigene Kind schon irgendwie an diesen Inhalten vorbeikommt. Das tut es nämlich nicht", sagt Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.
Wir haben ein ausführliches Interview mit Tobias Schmid zu dieser Thematik geführt. Das Gespräch hört ihr an dieser Stelle.
Nur wenige Kinder denken, dass Pornos unrealistisch sind
Auch wenn alle Schutzmechanismen greifen sollten: Irgendwann kommen Kinder mit Pornografie in Kontakt. Wenn es so weit ist, ist es besser, sie können verstehen und einordnen, was dann auf dem Bildschirm zu sehen ist. Denn das ist nicht selbstverständlich. Nur ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen bewerten Pornos als unrealistisch, wie eine Umfrage unter 11- bis 17-Jährigen im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW zeigt. Wie eine kindgerechte Aufklärung funktioniert und was Eltern konkret tun können, war das Thema der zweiten Gesprächsrunde des Abends mit Carsten Müller , Sexualtherapeut und Autor, Medienscouts der Gesamtschule Borbeck in Essen und Nadine Eikenbusch , Leiterin des Teams Prävention in der Abteilung Medienorientierung der Landesanstalt für Medien NRW. So sei wichtig, dass Eltern frühzeitig das Gespräch mit ihren Kindern suchten, auch wenn diese sich scheinbar noch nicht für solche Inhalte interessieren.
Zwei wichtige Botschaften an die Kinder
Dabei, so ein Ergebnis aus der Runde, sind zwei Botschaften an die Kinder besonders wichtig:
- Das, was in Pornos gezeigt wird, ist nicht echt: Meistens handelt es sich um professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler. Weder das Aussehen noch die dargestellten Praktiken haben zwangsläufig etwas mit der Realität zu tun.
- Niemand muss tun, was in Pornos gezeigt wird: Sexualität ist etwas sehr Individuelles. Niemand muss etwas tun, weil es in Pornos gemacht wird.