Unterwegs im Dortmunder Untergrund

Er kommt da hin, wo sonst keiner von uns hinkommt. André besucht Lost Places in Dortmund wie alte Bunker, Tunnelsysteme und verlassene Gebäude. Manchmal übernachtet er sogar dort. Eigentlich heißt André auch gar nicht André. Den Namen haben wir ihm gegeben, weil das, was er macht, nicht legal ist.

"Ich mache nichts kaputt und ich folge nur der menschlichen Neugier und die kann man niemandem verbieten", sagt André. Offiziell darf er seine geliebten Lost Places nicht betreten. Das ist Hausfriedensbruch. Aber die Neugier, die treibt André zu immer neuen alten Orten. Erst recherchiert er, findet etwas über die Geschichte der Lost Places raus, liest Zeitzeugen-Berichte. Dann steigt er ein. Oft nachts mit Stirnlampe und ganz alleine.

© Radio 91.2 / Tim Schmutzler & Christopher Deppe
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Gruselig findet er sein Hobby nicht. "Es ist eine Mischung aus schaurig und schön und ich kriege oft eine Gänsehaut dabei", sagt er. "Die Orte haben oft eine sehr tragische Geschichte, aber gleichzeitig ist dort einfach Stille. Es ist friedlich. Manchmal sitze ich einfach alleine irgendwo in einem unterirdischen Tunnel und höre zu, wie das Wasser tröpfelt." Schon als Kind fand André alles faszinierend, was Erwachsene ihm verboten haben. Zum Beispiel war er in den Emscher-Tunneln unterwegs. Mittlerweile hat er rund 30.000 Orte auf der ganzen Welt entdeckt.

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André betrachtet seine Stadt, Dortmund, als Puzzle. Er will wissen: wo fließt hier das Wasser lang? Wo kommt der Strom her? "Je mehr man sieht, desto besser lernt man seine Stadt kennen." Inzwischen hat er eine Art unterirdische Karte von Dortmund in seinem Kopf. Ganz ungefährlich ist Andrés Hobby nicht. Giftige Gase könnten ausströmen, oft sind Gebäude einsturzgefährdet oder Stromleitungen offen. Oft findet André deswegen Dinge, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.


Datenskandal im alten Versorgungsamt aufgedeckt

Einmal hat André einen alten Gasmaskenstollen unter dem Hoesch Spundwand Gelände gefunden. Dort lagerten alte Helme und Gasmasken aus dem zweiten Weltkrieg. Inzwischen ist der Stollen verfüllt und dicht. "In einer Stadt im Ruhrgebiet kann man in unterirdische Aktenlager einsteigen. Da liegen auch alte Bauakten der Stadt", sagt er. Mit uns zusammen war er auch im alten Versorgungsamt an der Rheinischen Straße. Dort lagen offen Akten mit vertraulichen Daten herum.

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